Die Familie wächst

Mit neuen Akquisitionen vergrößert SAF-HOLLAND nicht nur das Produktportfolio, sondern verstärkt auch die globale Präsenz. So erschließt die Übernahme der York-Gruppe, einem Hersteller von Trailerachsen und Federungssystemen, den Zugang zum indischen Subkontinent und zum asiatisch-pazifischen Markt. Und der italienische Kupplungsspezialist V.ORLANDI bereichert das Angebot um neue Komponenten. Dr. Matthias Heiden, CFO von SAF-HOLLAND, erläutert die strategische Bedeutung der neuen Familienmitglieder.

York Transport Equipment, Indien

Die York Transport Equipment (Asia) Pte. Ltd. hat ihren Hauptsitz in Singapur und betreibt Fertigungsstandorte für Trailerachsen und mechanische Federungssysteme in Pune (Indien) und Qingdao (China). York beliefert die meisten Lkw- und Trailerhersteller im asiatisch-pazifischen Raum und ist nicht nur in Indien, sondern auch in anderen schnell wachsenden Märkten wie Thailand, Indonesien, Vietnam sowie in Australien vertreten. Eine starke Marktstellung hat York insbesondere im Segment der Schwerlast-Transporter mit einem zulässigen Gesamtgewicht ab neun Tonnen. Außerdem zählt die York-Gruppe auf dem indischen Subkontinent zu den wichtigsten Anbietern von Ersatzteilen und Zubehör für Anhänger und Auflieger. Das Netzwerk umfasst unter anderem mehr als 200 Servicepunkte und Händler.

V.ORLANDI S.p.A., Italien

V.ORLANDI S.p.A. ist Hersteller von Kupplungssystemen für Lkw, Anhänger, Auflieger und landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge mit Sitz in Flero nahe Brescia (Italien). Vor der Übernahme durch SAF-HOLLAND war V.ORLANDI der drittgrößte Anbieter von Sattelkupplungen in Europa. Heute stärkt das Unternehmen die zweite Position von SAF-HOLLAND. Gleichzeitig baut SAF-HOLLAND mit der Akquisition sein Spezialitätengeschäft um Kupplungen und ­Zugösen für Anhänger und spezialisierte Nutzfahrzeuge aus. Damit erwirtschaftet V.ORLANDI in den Segmenten Industrie, Agrar- und Forstwirtschaft sowie Bergbau derzeit rund 20 Prozent des Umsatzes. Das Unternehmen fertigt an zwei Standorten in Norditalien in der Nähe von Brescia. Neben Westeuropa liegen die Vertriebsschwerpunkte vor allem auf Russland, Asien und Australien.

Interview mit CFO
Dr. Matthias Heiden

„Wir legen unser Augenmerk auf eine möglichst schnelle Integration, um das anfängliche Momentum nicht zu verlieren.“
Dr. Matthias Heiden,
CFO SAF-HOLLAND

SAF-HOLLAND hat im Geschäftsjahr 2018 einige Zukäufe erfolgreich abgeschlossen. Welche Bedeutung hat dies in Ihrer Akquisitionsstrategie?

Dr. Matthias Heiden: In unserer Strategie gibt es beim Thema Zukäufe grundsätzlich drei Stoßrichtungen, die auf das Produktportfolio, die globale Präsenz und die Technologie abzielen. Unsere neuen Akquisitionen passen genau in dieses Raster. V.ORLANDI ist ein mittelständisches Unternehmen, das vor allem unser Produktportfolio bereichert. Neben klassischen Sattelkupplungen bietet V.ORLANDI auch Produkte an, die wir ­bislang nicht hatten, wie beispielsweise Kupplungssysteme für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge und Fahrzeuge im Bergbau. Bei Sattelkupplungen ist V.ORLANDI die Nummer drei in Europa, und die Übernahme stärkt nun unsere Position als Nummer zwei in diesem Segment. Auch die Erweiterung des globalen Fußabdrucks ist fest in unserer Strategie 2020 verankert.

Aus historischen Gründen ist SAF-HOLLAND stark in Europa und Nordamerika verankert. Mit der Übernahme von York weiten wir nun unser Geschäft in Indien aus, einem der am stärksten wachsenden Trailermärkte weltweit. Aber nicht nur das: Von Indien aus werden auch viele angrenzende Märkte im asiatisch-pazifischen Raum bedient, etwa in Thailand, Indonesien, Vietnam und Australien. Die Flottenkunden für Trailerachsen und Federungssysteme können wir zukünftig auch in diesen Märkten deutlich besser erreichen.

Welche Vorteile bringt die Akquisition von York denn mit Blick auf Ihren Kundenzugang in Indien?

Dr. Matthias Heiden: Alleine in Indien können wir jetzt auf rund 200 Servicepunkte von York zurückgreifen. Damit erweitern wir unser weltweites Service- und Ersatzteilnetzwerk auf mehr als 10.000 Stationen. Wichtig ist dabei zu ver­stehen, dass die Straßen-Infrastruktur auf dem indischen Subkontinent anders ist als in Europa oder Amerika. Das erfordert vor allem maß­geschneiderte Produkte, die den tatsächlichen ­Bedarf unserer Kunden bedienen. Das heißt: Die Trailerachsen und Federungssysteme müssen möglichst kostengünstig sein und gleichzeitig genau die erforderliche Qualität bieten. Deswegen spielen Service und anwendungsbezogene ­Entwicklung in diesen Märkten eine besonders wichtige Rolle.

Technologisch hat SAF-HOLLAND im Zuge der „Smart Steel“-Kampagne ja vor allem die Digitalisierung des Trailers im Fokus.

Dr. Matthias Heiden: So ist es. Dazu passt die Akquisition der britischen Technologiefirma Axscend. Denn die Kollegen beschäftigen sich dort mit digitalem Trailermanagement und zwar sowohl hinsichtlich der Hardwarekomponenten als auch in der Entwicklung von Software. Mit der Übernahme von Axscend öffen wir außerdem das Tor für neue Geschäftsmodelle, die beispielsweise die Auswertung weiterer wichtiger Trailerdaten – neben dem Zustand der Bremsen, den Axscend schon heute erfasst – zur Grundlage haben.

Wie sieht Ihr Ansatz bei der weiteren Integra­tion von York und V.ORLANDI aus?

Dr. Matthias Heiden: Am Anfang steht eine saubere Bestandsaufnahme. Auf dieser Basis haben wir schon während der beiden Due-Diligence-Phasen ein Integrationskonzept erarbeitet. Jetzt legen wir unser Augenmerk auf eine möglichst schnelle Integration, um das anfängliche ­Momentum nicht zu verlieren – etwa durch eine schnelle Integration des Vertriebs. Außerdem suchen wir nach Synergien bei Prozessen und in der Verwaltung, etwa in den Bereichen Finanzen oder IT. Und drittens analysieren wir Synergien beim Einkauf. Am Wichtigsten ist aber, die ­Menschen mitzunehmen. Dabei hilft ein schlüssiges Integrationskonzept. Aber es ist auch ­bedeutsam, dass das Management vor Ort gut ansprechbar ist.