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3 Fragen an Alexander Geis, CEO von SAF-HOLLAND
Alexander Geis,
CEO von SAF-HOLLAND

Weltweit wächst das Transportaufkommen weiter an. Zu einem der wichtigsten Treiber ist der Onlinehandel geworden. Wie ist das steigende Volumen zu bewältigen? Was können Zulieferer von Nutzfahrzeug-Komponenten zur Lösung beitragen? Drei Fragen an Alexander Geis, CEO von SAF-HOLLAND.

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Führen digitale Angebote im Onlinehandel auch weiterhin zu einem wachsenden Transportaufkommen?

Wir beobachten seit vielen Jahren in den wichtigsten Nutzfahrzeugmärkten – unter anderem in Europa und Nordamerika – eine sehr hohe Nachfrage nach Lkw-­Zugmaschinen und den dazugehörigen Trailern. Insbesondere der Onlinehandel ist in diesem Zusammenhang eine der treibenden Kräfte und betrifft nicht nur den Gütertransport auf der letzten Meile, sondern auch den Fernverkehr von einem Verteilerzentrum zum anderen oder von einem Hafenterminal zu einem Verteiler­zentrum.

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Dem steigenden Transportbedarf stehen begrenzte Transportkapazitäten gegenüber. Welche Lösungsansätze sehen Sie?

Es gibt viele Stellschrauben, angefangen mit relativ einfachen Dingen wie dem Vermeiden von Leertransporten. Insgesamt ist der Anteil der Leerfahrten noch immer sehr hoch. Im deutschen Güterverkehr stehen zum Beispiel rund 260 Millionen Lastfahrten mehr als 150 Millionen Leerfahrten gegenüber – mehr als ein Drittel aller Fahrten erfolgt also in unbeladenem Zustand. Das ist weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll und belastet die Infrastruktur unnötig. Helfen können die Digitalisierung und die Vernetzung durch Logistikplattformen. Diese können beispielsweise freie Laderaumkapazitäten und mögliche Teilladungen identifizieren und mit einer der jeweils optimalen Routenführung verbinden.

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Wie können Zulieferer dazu beitragen, das Angebot an Transportkapazität zu erhöhen?

Bereits mit relativ einfachen technischen Systemen kann man ungeplanten Ausfällen von Bremsen oder Reifen vorbeugen. Werden die Komponenten an der Achse mit Sensoren ausgestattet und untereinander vernetzt, dann können wir den technischen Gesamtzustand eines Trailers ermitteln und dem Flottenbetreiber melden. Und nicht zuletzt können Automatisierung und Assistenzsysteme den Fahrer entlasten und die Verfügbarkeit erhöhen. Zum Beispiel automatische Kupplungssysteme: An solchen Lösungen arbeiten wir, weil damit der Fahrer nicht mehr bei Wind und Wetter zwischen Fahrerhaus und Auflieger klettern muss, um Truck und Trailer zu verbinden. Er kann das stattdessen bequem vom Fahrersitz aus erledigen. Solche Komfortfunktionen machen zudem den Beruf des Fahrers attraktiver – und können dem Fahrermangel entgegenwirken.

Nachgefragt bei Thomas Horst

Thomas Horst ist Chief Sales Officer von Hermes – einem Transportunternehmen, das alleine in Deutschland etwa 3.500 Zugfahrzeuge und rund 8.000 Wechselbrücken im Einsatz hat. Horst ist außerdem als Vorstand im Bundesverband Paket- und Expresslogistik aktiv.

Thomas Horst,
Chief Sales Officer, Hermes

2018 wuchs der Onlinehandel in Deutschland auf 63 Milliarden Euro. Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?

Horst: Hermes ist als Tochter der Otto Group mit dem Kataloghandel groß geworden. Mit dem Onlinehandel geht heute alles noch viel schneller und bequemer. Die Kunden wissen diese Vorteile zu schätzen. Alleine in Deutschland wird sich der Onlinehandel in den nächsten sieben Jahren verdoppeln.

Und wie sieht das weltweit betrachtet aus?

Horst: Auch global erwarten wir ein steigendes Transportaufkommen. In den großen Wachstumsmärkten wie China oder Indien entsteht eine wachsende Mittelschicht, die vermehrt Waren im Internet bestellt.

Welche Ansätze sehen Sie für mehr Effizienz im Onlinehandel?

Horst: Wir brauchen eine noch höhere Prognosegenauigkeit, etwa durch Digitalplattformen, künstliche Intelligenz oder Blockchain-Technologien. Wir müssen tiefer und präziser in die Analysen einsteigen. Eigentlich müssen wir im Winter schon genau wissen, was im nächsten Sommer passiert.